Karl Max Dittmann schildert die Schönheit vom Spielen
 

Im November 2025 besuchte ich gemeinsam mit meiner Mutter das Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden. Für mich ist es die schönste Ausstellung unter den Museen der Staatlichen Kunstsammlung Dresden (SKD). Deshalb war ich auch schon zum zweiten Mal hier und es werden wohl noch einige Male mehr.

Im Obergeschoss der Ausstellung bemerkten wir, wie ein älterer Herr unzählige kleine erzgebirgische Figuren aus Kartons holte und sie auf einem mit petrolfarbenem Tuch ausgelegtem Tisch arrangierte. Dort gesellten sich, jeweils auf einer schön lackierten Baumscheibe platziert, immer mehr Familien von Hühnern, Schweinen und Kaninchen, Mäuse jagende Katzen, Störche im Nest, winzige Meisen, Pinguine und natürlich auch Weihnachtsmänner.

Arbeiten von Karl Max Dittmann; präsentiert und angeboten von Friedrich Dittmann im Museum für Sächsische Volkskunst Dresden, Foto: Elisabeth Deim

Anders an diesen erzgebirgischen Figuren war jedoch, dass sie immernoch wie aus Holz erschienen. Sie waren, wenn überhaupt, nur ganz dünn farbig lasiert und die Holzmaserung kein Stück verdeckt, sondern dadurch noch betont. Ganz anders als bei den dick lackierten Erzgebirgsfiguren, die mir sonst bekannt sind und die eher wie aus Porzellan oder Plastik wirken.

Im Gespräch stellte sich heraus, dass es sich bei dem älteren Herrn um Friedrich Dittmann handelt, einer der drei Söhne von Karl Max Dittmann. Ein Name, der mir bis dahin nur von den Schildern in der Ausstellung bekannt war. Die Figuren auf dem Tisch waren eine Mischung aus Originalarbeiten und solchen, die sein Sohn nach dem Entwurf seines Vaters mit dem selben hohen Anspruch nacharbeitete. „Das sind die Sachen, die wir noch im Keller haben“ erzählte er mir.

Friedrich Dittmann schenkte mir eine Broschüre über seinen Vater, die dessen Söhne mit Begeisterung und Liebe für das väterliche Werk anlässlich einer Sonderausstellung zu seinem 100. Geburtstag in Großenhain heraus gebracht hatten. Darin erfuhr ich, dass Karl Max Dittmann der Begründer und große Entwerfer der „Neuen Erzgebirgischen Handwerkskunst“ war. Noch faszinierender als seine Biografie war aber ein Text von ihm selbst am Ende der Broschüre. Darin schildert er die Entstehung seiner ersten Holzarbeiten als Schüler und wie er später die gleiche Erfahrung als Kunstererzieher bei seinen Schülern miterlebte. Der Text ist eine genaue Beobachtung und mitreißende Beschreibung von der Schönheit des Spielens.

Mit Euphorie aufgeladen von dieser Schilderung schrieb ich Friedrich Dittmann einen Brief (die Adresse fand ich zum Glück im Impressum des Hefts) und bat darum, den Text veröffentlichen zu dürfen, um möglichst viele Menschen an diesem Zauber teilhaben zu lassen.

Bald darauf erwartete mich auf meinem Anrufbeantworter eine so herzliche Nachricht. Natürlich dürfte ich den Text veröffentlichen! Und auch als ich zurückrief, um mich zu bedanken, betonte Friedrich Dittmann noch einmal, dass das mit Sicherheit auch seinen Vater sehr freuen würde.

Möge der Text deine Lust aufs Spielen entfachen!

„Spielzeug aus Schülerhand“
von Karl Max Dittmann (1908 – 1982)

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 1/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 2/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 3/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 4/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 5/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

„Spielzeug aus Schülerhand“ von Karl Max Dittmann; Teil 6/6; aus der Broschüre „Karl Max Dittmann, Kunsterzieher und Meister der Holzgestaltung. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung 2003 in Großenhain.

Der Text ist nicht datiert, aber er scheint aus der Zeit zu sein, in der Karl Max Dittmann noch als Kunsterzieher in Großenhain arbeitete (1932 – 1945).

Es bringt so einen Schwung mit sich, wie Karl Max Dittmann beschreibt, was Spielen bewirkt. Zu oft wird Spielen heute als nutzlose Kinderei abgetan, eine Art Beschäftigungstherapie. Aber das Spiel ist die beste Schule, die man besuchen kann. Und es ist wichtig, diese Schule nie zu verlassen. Der Erwachsene spielt oft nur noch oberflächlich. Gerade so, dass es eben funktioniert. Doch dem kindlichen Spielen ist “geradeso funktioneren” nicht genug.

Es ist erstaunlich wie beharrlich und folgerichtig ein Junge vorgehen kann, der sich etwas in den Kopf gesetzt hat. (…) [D]enn die Welt, die ich mir da erbauen wollte, sollte doch so “echt” als möglich sein.

Bei Kundenprojekten geht es tatsächlich auch bei mir manchmal gezwungenermaßen eher nach dem Motto „Fertig ist besser als perfekt“ zu. Doch wenn ich spiele, habe ich die Freiheit, zu genießen. Und in diesem Genuss bilden sich Fertigkeiten am besten aus.

Zwar vermitteln sie den Kindern kaum die Kenntnis neuer Techniken, aber sie erziehen zur Genauigkeit bei der Anwendung schon bekannter Arbeitsweisen. Der Junge muss das Blatt der Laubsäge genau senkrecht durch das Holz führen; erfolgt das nicht, dann kann es ihm geschehen, dass bei diesen verhältnismäßig kleinen Formen, das gesägte Teil auf der Unterseite ganz anders aussieht als auf der Oberseite, ja dass ganze Teile einfach abbrechen, weil er schief gesägt hat. (…) Wenn der Junge so durch das Misslingen einer Arbeit, an der er selbst innerlich beteiligt ist, die Folge flüchtigen Arbeitens empfindet, pflegt das für gewöhnlich wirksamer zu sein als eine schlechte Zensur. So kann also die Arbeit am eigenen Spielzeug für den Jungen zugleich zur Arbeit an sich selbst werden; eine Wirkung, die mehr oder minder jeder Werkarbeit innewohnt.

Mache ich eine Illustration oder Infografik einfach so zum Spaß, zum Spielen eben, dann hilft mir die Zeit dabei, die ich viel geduldiger auskosten kann als in einem Projekt, besser zu werden. Schon beim Entwerfen der Idee, kann ich mir selbst unendlich viele Korrekturläufe erlauben.

Grunsätzlich haben die Schüler die Zeichnungen und Schablonen für ihre Arbeit selbst zu zeichnen, damit sie sich über die Unvollständigkeit ihrer Vorstellung klar werden.

Ein Spiel lässt sich außerdem gut portionieren und ist selbst halbfertig doch irgendwie ganz fertig, weil man das Ganze selbst bestimmt und niemand außer man selbst weiß, ob die vielen kleineren Ganzheiten – was für ein zauberhafter Ausdruck von Herrn Dittmann – wirklich die ganze Ganzheit ist.

Ein anderer Vorteil einer solchen Arbeit besteht darin, dass selbst ein kleiner Schüler nie den Überblick verliert, da jedes größere Ganze aus einzelnen kleineren Ganzheiten zusammengestellt wird, die ein Junge leicht in kurzer Zeit anfertigen kann. Es ist mir nie vorgekommen, dass ein Junge die Lust zu einer größeren Arbeit verloren hätte (…), eben weil Einzelfiguren immer ganz fertig werden, und der Junge stets den gestimmten Eindruck des Fortschreitens seiner Arbeit hat.

Es gibt eine Schönheit des Spielens, die ich in Karl Max Dittmanns Text gefunden habe, die ich zum großen Glück auch bei meiner alltäglichen Projektarbeit genießen darf. Es ist die Recherche, die egal wie viele Informationen der Kunde auch liefert, unumgänglich ist. Denn eine Information ist nicht viel mehr als ein Schnappschuss der Realität. Sie erzählt nichts. Für meine Infografiken, muss ich jedoch die Information und ihr Umfeld wirklich begreifen.

Es kommt aber bei unserer Arbeit weiter hinzu, dass sie den Jungen dazu anregt, sich mit dem bestimmten Gebiet der Wirklichkeit, das er darstellen will, intensiv zu beschäftigen, dass sie z.B. den Jungen, der die “Afrikanische Steppe” baut, dazu führt, sich klar zu werden, welche Tiere dort leben, in welche Umgebung sie befunden sind. Hier besteht also ein innerer Zusammenhang zwischen Werkunterricht und biologischem Unterricht.

Und so tauche ich zu Beginn jedes Projekts erst einmal unbezahlte Stunden lang in Hintergrundwissen ab. Nichts daran fühlt sich wie Arbeit an, sondern wie reines Spiel, in das mich meine Neugier reinzieht. Erst mit dem Ergebnis kann ich die Information extrem vereinfachen und eine Infografik entwerfen, die erzählt, statt einfach nur abzubilden.

Biografie von Karl Max Dittmann

Karl Max Dittmann wurde am 12. Januar 1903 in einfachen Verhältnissen in Dresden geboren. Bei den Zoobesuchen, die seine Mutter immer wieder mit ihm unternahm, wurde sein Interesse an der Tierwelt geweckt. Dort entwickelte sich wohl auch seine scharfe Beobachtungsgabe, die ihm später nützlich dabei sein sollte, die komplexen Körper auf einfachste Formen zu reduzieren.

Er besuchte in Dresden die Dreikönigsschule, brach das Gymnasium jedoch aufgrund von Unstimmigkeiten mit seinen Lehrern ab. Das starre Pauken stand ihm gegen den Sinn. Und auch seine nächste Station als Silberschmiedelehrling wurde durch seinen erstaunlichen Eigensinn frühzeitig beendet. Dort forderte man vor Weihnachten von den Lehrlingen Akkordarbeit. Dagegen stemmte sich Karl Max Dittmann und brach auch die Lehre ab.

Bald darauf lernte er ein Jahr lang in Grünhainichen die „einfachsten Techniken der Holzbearbeitung“ und studierte ein weiteres Jahr lang bei Hofrat Oskar Seyffert an der Dresdner Kunstakademie. Der Hofrat hatte bereits lange zuvor Karl Max Dittmanns Schülerarbeiten erworben, um sie im Museum für Sächsische Volkskunst auszustellen. Und auch jetzt erhielten seine Holzfiguren wieder großartige Kritiken.

Nach diesem kurzen Studium arbeitete er für anderthalb Jahre in der Werkstatt für Holzfiguren des Industriellen Seemann in Heindorf bei Reichenberg im Isergebirge. Mit der Pleite der Firma kehrte er schließlich an die Dreikönigsschule zurück und machte 1926 doch noch sein Abitur.

Im Anschluss daran studierte er in Dresden Englisch und Kunstgeschichte. Architektur wäre ihm lieber gewesen, doch dieses Studium hätte er sich nicht leisten können. Englisch und Kunstgeschichte waren die billigste Option. Nach dem Studium ging er nach Großenhain, wo er an der Höheren Schule als Kunsterzieher und Englischlehrer unterrichtete.

Seit seiner ersten Holzarbeit als Schüler begleitete ihn das Schnitzen und Drechseln. Er nahm sich während des Studiums die Zeit dafür, seine Fertigkeiten weiter auszubilden und auch nun als Lehrer gehörte der Feierabend oft der Holzgestaltung. Im heimischen Keller der Villa, die er mit seiner Familie am Großenhainer Stadtpark bewohnte, entwarf er Figuren, die er schließlichlich mit Lindenholz und lasierenden Ölfarben umsetzte.

Seine Frau Heidi Zollmann, welche er 1933 heiratete, war Fürsorgerin und machte ihren Mann auf die Not der Erzgebirger aufmerksam. So ergab es sich schließlich, dass Karl Max Dittmann mit seinen Entwürfen den Drechslern und Schnitzern im Erzgebirge Arbeit verschaffte. Auf der Suche nach Fertigungs- und Vertriebsmöglichkeiten für die Serienproduktion, lernte er den Verteter für Holzfiguren Alfred Arndt kennen. Gemeinsam mit ihm gründete er die Firma „Neue Erzgebirgische Handwerkskunst“ (NEH). Die Bezeichnung sollte klar auf die Neuartigkeit der Figuren von Karl Max Dittmann hinweisen. Neben der herausragenden Vereinfachung ist vorallem das Streben nach Materialechtheit und Materialgerechtigkeit kennzeichnend für dessen Arbeiten. Beeindruckt von dieser wunderbaren Holzwirkung äußerte man sich auch nach einer Ausstellung seiner Figuren 1935 auf dem Stand des „Vereins für Kunsthandwerk zu Dresden“ im Grassimuseum Leipzig.

Seine Anforderungen an die Umsetzung seiner Entwürfe waren enorm hoch; zwischen perfekt und unmöglich lagen für ihn oft nicht mehr als ein, zwei Milimeter. Herausragende Mitarbeiter, darunter auch zwölf Malerinnen, die zum Großteil zuvor bei Villeroy und Boch in Meißen malten, sorgten dafür, dass die Serienfiguren seinem Anspruch zumindest in Teilen gerecht wurden.

Der Zweite Weltkrieg sorgte für eine lange Unterbrechnung seiner künstlerischen Arbeit und vor allem auch der Serienfertigung. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst (Dolmetscherkompanie) schrieb er in sein Tagebuch:

„Nach langer Pause entstehen in diesen Jahren viele neue Holzfiguren, (…). An ihre serienmäßige Herstellung ist nicht zu denken. Der Vertrag mit der „Neuen Erzgebirgen Handwerkskunst“ liegt still; die Hersteller im Gebirge sind eingezogen, der junge Brückner (der den ganz großen Räuchertürken gearbeitet hatte) und der junge Ehnhold, unsere ersten und wichtigsten Drechsler, sind beide schon gefallen; die älteren Hersteller sind für andere, kriegswichtige Arbeiten verpflichtet. Arndt selbst ist längst Soldat… So blieben die neuen Figuren einzelne Stücke und sind demgemäß reicher und komplizierter in Form und Farbe; höchstens, dass ich drei von jeder Figur arbeite, damit ich zwei verkaufen kann.“

1944 musste auch Karl Max Dittmann wieder als Soldat einrücken. Im selben Jahr veranstaltete das „Handwerk Dresden“ eine Volkskunstausstellung. In zwei großen Vitrinen fand man dort Karl Max Dittmanns schönste Holzfiguren. In der Bombennacht im Februar 1945 verbrannten leider alle Ausstellungsstücke.

Nach dem Krieg wurde es Karl Max Dittmann untersagt, wieder in den Schuldienst zurückzukehren. Doch die NEH lief wieder gut und so konnte er damit und mit einigen selbst geschnitzten Figuren zum Eigenvertrieb seine Familie gut versorgen. Seine deutlich aufwändigeren sebst gearbeiteten Figuren stellte er auch wieder im Grassimuseum aus, jedoch getrennt von den Arbeiten der NEH.

In der Zeit der DDR wurde es zunehmend schwierig, die Qualität aufrecht zu erhalten. Lindenholz war nur noch schwer zu bekommen und das verfügbare Buchen- und Tannenholz wenig geeignet. Auch die Künstlerölfarben mussten durch Plakatfarben ersetzt werden. 1953 floh Karl Max Dittmann schließlich mit seiner Familie in die BRD nach Dortmund. Der Verlust seines Hauses und der zurückgelassenen Figuren traf ihn schwer. Zudem wurde mit der Verstaatlichung der NEH die Produktion seiner Entwürfe aus politischen Gründen eingestellt. Doch der „alte Holzwurm“ wie ihn Oskar Seyffert immer nannte, ging seiner Leidenschaft weiter nach. Er schuf neben seiner Tätigkeit als Studienrat in Dortmund und später als Pensionär in Bad Meinberg zahlreiche weitere Holzfiguren.

Bis zu seinem Tod blieb er begeistert für Kunst, Kultur, Natur, Politik und Bücher. Karl Max Dittmann starb nach liebevoller Pflege durch seine Frau am 6.6.1982.

Seine Söhne Heiner Dittmann und Friedrich Dittmann setzten noch bis in die frühen 2000er die Entwürfe ihres Vaters um. Die Serie „Vom Brett zum Hasen“ zeigt den Arbeitsprozess Friedrich Dittmanns.


Karl Max Dittmanns Handschrift

Zu der Zeit als Karl Max Dittmann gemeinsam mit Alfred Arndt die NEH gründete und in Seiffen Figuren nach seinen Entwürfen fertigen ließ, bestimmte das formulierte Bildungsziel der dort ansässigen Staatlichen Spielzeugschule „innerhalb der bewahrten Tradition den Fortschritt in neuzeitlichen Begriffen zu finden“ den Zeitgeist der Gestaltung. Mit seinem Streben nach Neuem erfüllte Karl Max Dittmann diesen Fortschritt vorbildhaft. Für ihn selbst war der Tierplastiker August Gaul (1869 – 1921) ein künstlerisches Vorbild. Auch er verstand es meisterhaft, seine Beobachtungen aus der Natur in einfachste Formen und starke Silhouetten zu übersetzen. Dessen Arbeiten spiegeln sich oft stark in denen von Karl Max Dittmann wieder.

Karl Max Dittmanns Holzfiguren basieren auf den geometrischen Grundformen Würfel, Kugel und Zylinder oder viel mehr auf deren Teilungsvarianten. Dabei entscheidet oft nicht mehr als ein Milimeter über die gewollte Wirkung der Figur.

Neben der Form, ist aber vorallem die Bemalung der Holzfiguren ein Kennzeichen für Karl Max Dittmanns neuartige Gestaltung. Da er selbst ein ausgezeichneter Maler war, verstand er genau, wie er Farbe, Punkt und Strich einzusetzen hat, um Materialechtheit und Materialgerechtigkeit zu erreichen. Mit dünnen Lasuren, farbig und transparent im Kontrast zueinander, betonte er die Maserung und damit die Lebendigkeit seines Werkstoffs. Gesichter sind nicht aufwändig gemalte Augen, sondern oft nur zwei Punkte. Auch die lebendigen Posen, die Karl Max Dittmann für seine Figuren wählt, lassen seine Arbeit gut erkennen. Diese erreicht er mit der gleichen Verknappung wie er es schon bei Form und Farbe tut. Es sind oft nur kleine Winkel, die seine Figuren liebevoll lebendig machen und sie ihrem natürlich Vorbild ganz nah bringen.

Hase nach Entwurf von Karl Max Dittmann, Foto: Elisabeth Deim

Hase, Höhe 1,8 cm (ohne Sockel), nach Entwurf von Karl Max Dittmann, Foto: Elisabeth Deim

Blaumeise nach Entwurf von Karl Max Dittmann, Foto: Elisabeth Deim

Blaumeise, Höhe ca. 3 cm (mit Sockel), nach Entwurf von Karl Max Dittmann, Foto: Elisabeth Deim

Mit seinen Unikaten, die er auch noch als Pensionär erschuf, erreichte er die vollkommene Materialgerechtigkeit. Darunter findet man z.B. die Figur „Großer Mohr“, die aus Mahagoni und Linde gefertig ist. Die Färbung dieser Figur bestimmt die natürliche Farbe der beiden Hölzer. Die orientalischen Muster der Figur hat Karl Max Dittmann mit aufwendigsten Kerbschnitzereien auf Hose und Turban aufgebracht.

Großer Mohr, Unikat von Karl Max Dittmann, um 1950, Foto: Bernd Herrde

„Großer Mohr“, Räuchermann aus Mahagoni und Linde mit Kerbschnitzereien, Höhe ca. 60 cm, Unikat, verbindendes Kettenglied zum Schwert fehlt (um 1950), Karl Max Dittmann (Entwurf und Hersteller); Foto: Bernd Herrde

Mehr zu Karl Max Dittmann

Eine schöne Sammlung an Fotografien von Karl Max Dittmanns Arbeiten findet man auf den Archivseiten der SKD.

Die wunderbare Broschüre über Karl Max Dittmann kann man über die Städtischen Museen Großenhain beziehen. Darin findet man noch weitaus erstaunlichere Abbildungen von seinen Arbeiten, vorallem von denen nach 1953.


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Quellen: Broschüre „Karl Max Dittmann“ (Kapitel „Karl Max Dittmann, Kunstererzieher und Meister der Holzgestaltung“ von Heiner Dittmann, „Mit einfacher Form zu treffender Aussage“ von Bernd Herrde, „Spielzeug aus Kinderhand“ von Karl Max Dittmann; „Die Holzfiguren von Karl Max Dittmann“ von Kathrin Krüger-Mlaouhia, Sächsische Zeitung (Riesa) vom 12.01.2014; „Geschnitzter Zirkus verbrannte 1945 im Dresdner Museum“ von Heiner Dittmann, Sächsische Zeitung (Großenhain) vom 03.02.2001


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